Diabetes, ein Wort oft gehört, verstanden, begriffen, wieder vergessen, betrifft einen nicht. So war es, immer, bis jetzt. Jetzt bekommt das Wort ein Gesicht, das Gesicht, das Gesicht von Oskar unserem mittleren Sohn, im Juni 3 geworden.
Die Diagnose traf uns unvorbereitet und doch ein wenig erwartet. Warum? Unterbewusst hatte ich es geahnt als Oskar besonders vorm Schlafen gehen viel trank und nachts seine Windeln übervoll waren, sogar einmal nachts wechseln half nicht viel. Eine diagnostizierte Windeldermatitis könne ein Grund für den vermehrten Harndrang sein. Ein Grund der beruhigte und auch wieder nicht. Im Nachhinein wird es so gewesen sein, dass Oskar durch den vermehrten Zucker im Urin die Windeldermatitis bekommen hat.
Aber vielleicht sollte ich nicht mittendrin sondern mehr vom Anfang erzählen.
Alles fing für uns mit der Windeldermatitis und den übervollen Windeln nachts an. Wir haben uns nicht wirklich etwas dabei gedacht, da Oskar am Tage nicht soviel trank, einfach nur, dass er vielleicht sein Trinkverhalten geändert haben könnte. (Wobei ich unterbewusst schon gehofft habe, dass es kein Diabetes ist) Zur Windeldermatitis wurde uns von einem Arzt in der Notfallpraxis gesagt, dass es durchaus normal ist, dass man bei einer Windeldermatitis vermehrten Harndrang hat. Also erst einmal beruhigt und abgewartet. So etwas dauert ja auch etwas bis es mit Zinksalbe weggeht. Dann wegen einer anderen Sache beim Kinderarzt gewesen und die Windeldermatitis und den vermehrten Harndrang und die Vermutung des Arztes der Notfallpraxis weitergegeben. Wir haben eine andere Salbe dafür bekommen und durften dann gehen. So weit so gut, aber nicht wirklich befriedigend, aber trotzdem soweit erstmal akzeptiert, da das Wochenende und die Vorbereitungen für den Herbsturlaub anstanden.
Am nächsten Tag, einem Samstag, hatte Oliver, unser ältester Sohn seinen Schwimmkurs und mein Karl, mein Mann, ging in der Zwischenzeit mit Emma und Oskar spazieren. Merkwürdig wurde es für ihn als Oskar wegen seines Durstes nach Hause wollte und noch nicht einmal mehr zu Lidl wegen der Stikeez wollte, ein untypisches Verhalten von Oskar, da er total auf diese Stikeez abfuhr. Karl rief mich an und ich fuhr hier zuhause mit den Worten: ich muss mit Oskar zum Arzt, abklären, dass er nichts mit den Nieren oder Diabetes hat. Ich holte Oskar ab und fuhr direkt mit ihm nach Oldenburg in die Kinderklinik. Während wir dort warteten (ziemlich lange) kam Karl dazu. Der Arzt, der Oskar untersuchte meinte zuerst, so wie ihr Sohn gut drauf ist, scheint es nach dem Magengeräuschen wohl Magen-Darm sein, allerdings machte der Urintest ganz schnell klar, dass es nicht so wahr. 4-fach Glucose im Urin. Wir wurden in einen anderen Behandlungsraum geführt, wo Oskar einen Zugang bekam. Die ersten Tränen bahnten sich seinen weg bei mir. Später, als Oskar vor Erschöpfung eingeschlafen war, bekamen wir dann ein Zimmer zugeteilt. Dort bekam Oskar dann über den Zugang sein erstes Insulin und Flüssigkeit.
Ja, da war sie dann die erwartete, die befürchtete Diagnose. Wie sollte es weiter gehen? Wie würde sich unser Leben verändern? Was sollte aus unserem Urlaub 4 Tage später werden? Würden wir es schaffen? Schaffen mit 4 Kindern?
Oskar schlief weiter, ich um halb drei nur einen Snickers genascht den Tag über ohne Frühstück aus dem Haus, auf dem Weg etwas essbares zu suchen und Karl auf dem Weg nach Hause, die ersten dringend benötigten Sahen von zu Hause zu holen. So um die 14 Tage wurde uns gesagt, dauere die Einstellung, wie viel Insulin er bräuchte.
14-Tage? Ich dachte ich hätte mich verhört. 14 Tage sollte ich hier bleiben? Solange wollte ich auf keinen Fall hier verbringen müssen. 🙁
Uns wurde dann noch gesagt, dass Oskar eine Insulinpumpe bekommen sollte, dass wäre bei allen Kindern im Alter bis 6 Jahren so üblich. Diese könnte aber erst am Montag bestellt werden und wäre dann vor Dienstag nicht da. Ohweh, 4 Tage, 4 Tage sollte Oskar jetzt mit dem Zugang und den Schläuchen durch die Flure geistern müssen? Dann alle zwei Stunden gepickst werden um den Blutzucker zu erfahren.
Erschöpft schlief Oskar am Abend ein und versuchte auf dem Beistellbett eine einigermaßen bequeme Schlafposition zu finden. Es war nicht einfach und ich wachte auch jedes MAl auf, wenn Oskar in der Nacht wieder einmal gepickst werden musste.